Jugend ist fähig
 

„Lasst doch der Jugend ihren Lauf ...“

Auch außermusikalische Fähigkeiten von Jugendlichen  
zeitig erkennen und fördern

Die Organisation/Verwaltung auch eines Amateurblasorchesters oder Musikvereins erfordert heute mehr denn je professionelles Arbeiten aller Verantwortlichen. Daß eine fundierte musikalische Fachausbildung bei Dirigenten und Instrumentalausbildern unabdingbar ist, hat sich Gott-sei-Dank mittlerweile herumgesprochen. Aber auch viel Fachwissen, das über das musikalische hinausgeht ist erforderlich, um den vielfältigen Anforderungen, die heute ein moderner „Musikbetrieb“ entstehen läßt, gerecht zu werden. Es ist oft nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn der 1. Vorsitzende Erfahrung im modernen Management mitbringt, der Kassenverwalter ein Finanzexperte ist, der Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit sehr genau über PR und deren Wirkungsmechanismus Bescheid weiß, der Geschäftsführer sich gut in Vereinsrecht und Verwaltungstechniken auskennt, der Jugendleiter durch pädagogisches Geschick es versteht, seine Jugendlichen zu „führen“ - die Liste ist beliebig erweiterbar.

Doch - woher all’ diese qualifizierten Mitstreiter nehmen - und nicht stehlen? Die Antwort ist so naheliegend und dennoch für viele so neu: Aus den eigenen Quellen schöpfen! Warum eigentlich sehen viele Verantwortliche in ihrem jugendlichen Nachwuchs nur „potentielle, spätere Musiker“? Die außermusikalischen Krea(k)tivitäten und Fähigkeiten von Jugendlichen werden in aller Regel unterschätzt oder gar völlig ignoriert. Genau hier liegt aber ein Potential, welches Jahre später in Person des eben erwähnten „qualifizierten Mitstreiters“ sehr häufig und verzweifelt gesucht wird. Außermusikalische Fähigkeiten sollten rechtzeitig und richtig erkannt werden um die Jugendlichen ihrem Alter und Vermögen gemäß zu fordern - und damit auch zu fördern! Für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen ist es außerordentlich wichtig, bestimmte Dinge selbst zu organisieren oder auch kreativ (mit)zugestalten und somit letztlich Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Leider besteht heute für sehr viele junge Menschen die einzige sinnvolle? Tätigkeit, welche sie in quasi eigener Regie erledigen dürfen, darin, ihr Zimmer aufzuräumen oder den Müll hinauszubringen - alles andere erledigen Mama oder Papa oder ihr Vereinsvorsitzender, bzw. ist per Knopfdruck binnen Sekunden zu erlangen. Vereine haben hier die einmalige Möglichkeit (Verpflichtung!), Jugendlichen eine Chance zum Erfahren und ein Forum zum Ausprobieren ihrer Fähigkeiten zu geben - in aller Interesse wohlgemerkt. Verantwortliche im Verein, die Jugendlichen als ehrliche Partner begegnen und in ihnen nicht nur „zu beaufsichtigende, Geld, Zeit und Nerven kostende Vielleicht-Nachwuchs (Lückenfüller)“ sehen, werden über deren unerwartetes Können höchst erstaunt und dankbar sein. Übrigens hat frischer Ideenwind noch keiner Vorstandschaft geschadet!

Einige Möglichkeiten seien kurz aufgezeigt: Vereine und Orchester werden sich in Zukunft vermehrt mit dem Medium Internet beschäftigen - welche Altersgruppe kennt sich da bestens aus? Wer beherrscht Computer spielend und wäre vielleicht in der Lage Bestandsverzeichnisse (Noten, Instrumente, Mitglieder) zu führen? Wer fotografiert und filmt und würde evtl. den Verein portraitieren und Veranstaltungen dokumentieren? Wem macht es noch großen Spaß, gemeinsam mit Gleichaltrigen weiterführende Musiklehrgänge zu besuchen und somit qualifizierter zu musizieren? Wer zeichnet gern und würde bestimmt bei der Gestaltung von Plakaten, Konzertprogrammen etc. mithelfen? Wer weiß am besten, wie man Kinder und Jugendliche z.B. bei Werbeaktionen zum Mitmachen im Verein anspricht? Wer hilft oft ganz spontan bei der Bewirtung an Festlichkeiten mir? Wer möchte im Verlauf geeigneter Veranstaltungen bei einem Spielzeugflohmarkt mitwirken oder könnte durch den Verkauf antialkoholischer Getränke in einer Saftbar, die Jugendkasse aufbessern? Wer spielt denn „naturgemäß“ sehr gerne bei jüngeren Kindern die „Mutterrolle“? Wer schreibt denn schöne Gedichte und Texte und würde evtl. bei der Vereinszeitung mitmachen? Wer hat noch eine direktere Beziehung zur Natur und wird garantiert bei einer Baumpflanzaktion dabei sein? Unsere orden-behangenen, sich selbst bemitleidenden, anderen nichts zutrauenden, alles selber-machenden und dabei das Wichtigste vielleicht übersehenden, erfahrenen Vorstände???

„Gut gemeint“ ist oft das Gegenteil von „gut gemacht“.

Die 14-jährige Maren Volk aus Bolanden hat beim Musikkreis Donnersberg (Rheinland-Pfalz) an einem D2-Lehrgang teilgenommen und ihn mit Erfolg bestanden. Auf die Frage hin, wer denn vielleicht einen kleinen persönlichen „Rückblick“ über eben diesen Lehrgang schreiben möchte, hat sie ihre Eindrücke wie folgt zu Papier gebracht:

 

Dieser Beitrag erschien in der Zeitschrift
„M-Musik zum Lesen“
, Ausgabe 04/200 (neuer Name: "Brawoo")

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